digitale Orientierungshilfe in der Diskussion um den assistierten Suizid

Mit der Webseite https://www.denkraum-assistierter-suizid.de/ bietet die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern eine digitale Orientierungshilfe. Alle, die sich mit den juristischen, ethischen und seelsorgerlichen Fragen rund um das Thema assistierter Suizid auseinandersetzen wollen, finden hier aktuelle und umfassende Informationen zum Thema, um sich ein eigenes, fundiertes Urteil zu bilden.

Neben der aktuellen politischen Debatte und den vorliegenden Gesetzesentwürfen bietet die Website evangelische Perspektiven zum Thema.

Soll man, darf man, ja muss man womöglich anderen helfen, wenn sie um Suizidassistenz bitten? In einer Gesellschaft, die immer älter wird und in der Angewiesenheit auf andere als Schwäche, Kontrollverlust oder auch finanzielles Risiko verstanden wird, können diese Fragen sowohl Angehörige wie auch Mitarbeitende im Gesundheitswesen beschäftigen.

Als das Bundesverfassungsgericht im Februar 2020 den bisherigen § 217 StGB zur Suizidbeihilfe als nicht verfassungsmäßig strich, hatte es aber nicht nur alte, kranke und sterbende Menschen im Blick, sondern stellte fest, dass für jeden entscheidungsfähigen Menschen die Bestimmung über sein Lebensende bei ihm selbst liege. Ebenso sei es sein Recht, andere hierfür um Hilfe zu bitten, auch wenn die anderen zu dieser Hilfe nicht verpflichtet werden können. Was bedeutet das für Leben und Sterben des Einzelnen und für das Zusammenleben und für das Begleiten im Sterben?

Die moralischen, rechtlichen, politischen und sozialen Fragen, die sich hier bei jeder gesetzlichen Neuregelung auftun, sind vielfältig und herausfordernd. Einfache Antworten wird es nicht geben. Der »Denkraum: Assistierter Suizid« will zu eigenen Klärungen verhelfen, aber auch Informationen zu den gesellschaftlichen Debatten zu geben. Dazu gehören auch Fragen des Glaubens und Perspektiven der Hoffnung.

Das Thema wird auch in den diakonischen Einrichtungen Bayerns diskutiert. In einem Interview erklärt die Vorständin des Diakonischen Werks Bayern, Sandra Schuhmann, dass die ungeklärte Gesetzeslage auch für die Einrichtungen der Diakonie eine Herausforderung darstelle. Schuhmann: „Wir stehen für das Leben und beraten in diese Richtung. Aber wir begleiten auch bis zum Tod.“ Hier zeigt sich das Spannungsfeld, das in der Praxis eines assistierten Suizids angelegt ist: Kirche und Diakonie stehen für die Bewahrung des Lebens in seiner Vielfalt und in all seinen Schattierungen ein. Wie diese Haltung sich bewähren kann, wenn Menschen für sich den Tod wünschen und hierbei gehört und begleitet werden wollen, gehört zu den wichtigsten Herausforderungen, denen sich die Kirche und Diakonie zu stellen haben. Der »Denkraum: Assistierter Suizid« soll Hilfestellung dazu geben.

(PM ELKB / JM)